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Steinzeugkrüge zeigen oftmals menschliche Gesichter. Auch bei Raerener Steinzeug ist das so. Was es damit auf sich hat, bleibt bis heute eine spannende Frage, denn es gibt unterschiedliche Erklärungen. Viele Menschen, die Raerener Krüge im Museum sehen, fragen sich: Handelt es sich um die Darstellung von Gottheiten? Sollen die teils recht grimmig dreinblickenden Kerle Böses abwehren? Sind sie Symbole der Fruchtbarkeit? Oder zeigen sie einfach nur die Freude des Menschen, sich selbst darzustellen?

Zuerst tauchen solche Gesichter im 15. Jahrhundert auf Steinzeug auf. In der Regel handelte es sich um einfache Gesichter, die eingestanzt wurden. Im 16. Jahrhundert entstand jedoch eine neue Technik: Motive wurden nun mit Hilfe von Matrizen auf die Gefäße gebracht. Durch diese Technik entwickelte sich in Raeren auch der sogenannte Bartmannskrug. Bartmannskrüge werden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vor allem in England immer beliebter. Bis heute werden sie dort „Bellarmines“ genannt. Dieser Name leitet sich von dem italienischen Kardinal Roberto Bellarmino (1542-1621) ab. Er war Jesuit, glühender Anhänger der katholischen Erneuerung und bekämpfte daher den Protestantismus. Sein spitzes, bärtiges Antlitz wurde zum Motiv der Darstellungen auf den Krügen und daher benannte man diese nach ihm. Gerade Anhänger des protestantischen Glaubens in den Niederlanden und in England liebten es, aus diesen Krügen zu trinken, konnten sie doch auf diese Weise dem verhassten Abgesandten der katholischen Kirche sozusagen die Seele austrinken.

Zum Ende des 16. Jahrhunderts und vor allem im 17. Jahrhundert änderte sich auch die Darstellung der Bartmänner: Zunächst wurden sie zu imposanten und stark dreidimensional ausgeprägten Löwenmasken, in deren Maul oft ein Metallring eingehängt wurde. Parallel dazu wurden die Gesichter immer mehr als „Teufelsfratze“ dargestellt, um den Betrachter das Fürchten zu lehren. Der Fachausdruck dafür ist „Groteske“.